Adolf
Ruckelshausen wurde am 08.08.1892 als Sohn des Schlossers Adam Ruckelshausen und
Sophie geb. Vetter in Pfungstadt geboren. Adam Ruckelshausen wurde
am 03.07.1857 in Pfungstadt geboren und starb am 13.11.1920. Sophie
Ruckelshausen wurde am 29.04.1869 in Pfungstadt geboren und starb am
23.01.1957. Sie heirateten am 16.04.1891. Aus dieser
Ehe gingen 7 Kinder hervor.
1. Adolf Ruckelshausen
2. Adam Ruckelshausen geb. 21.12.1893
3. Karl Ruckelshausen geb. 08.08.1895 gest. 1896
4. Anna Gandenberger geb. Ruckelshausen geb. 11.06.1897
5. Philippine Klöppinger geb. Ruckelshausen geb. 18.03.1899
6. Maria Böhlen geb. Ruckelshausen geb. 07.02.1901
7. Karl Ruckelshausen geb. 18.10.1904
Die Familie Ruckelshausen lebte in der Bahnhofstr. 39 in Pfungstadt.
Pfungstadt gehörte zum Großherzogtum Hessen und wurde am 20.12.1886
zur Stadt erhoben.
Vorkriegszeit
Adolf Ruckelshausen begann sehr früh sich für technische Dinge zu
interessieren. Dem Vater als Vorbild begann er eine Lehre als Schlosser. Aufgrund
seiner guten Arbeit wurde dem Schlosserlehrling am 02.05.1909 der
Gesellenbrief mit der Note "gut bestanden" ausgestellt. Sein
Interesse an technischen Dingen, sowie an neuen technischen
Errungenschaften veranlassten ihn im Jahr 1914 sich den noch in den
"Kinderschuhen" steckenden deutschen Luftstreitkräften anzuschließen.
Im Mai 1914 ist Adolf Ruckelshausen Flugzeugmechaniker beim
Fliegerkommando Wahn bei Köln, einem der ersten Flugplätzen im
Deutschen Reich.
Im Großen Krieg
1914
Nach Ausbruch des 1. Weltkrieges wird Ruckelshausen im Rang
eines Fliegers zum Fliegerbataillon Nr. 1 kommandiert. Hier erfolgt
die Beförderung zum Gefreiten.
1915
Anfang 1915
erfolgt die Versetzung an die Front, genauer gesagt zur
Feldfliegerabteilung 27. Die Feldfliegerabteilung 27 wurde am
01.08.1914 aufgestellt. Abteilungsführer war der spätere
Pour-le-merite Träger Alfred Keller. Die Abteilung operierte an der
Westfront. Der Flugzeugwart Ruckelshausen war somit auch in der
gleichen Fliegerabteilung wie Hans Joachim Buddecke, der 1915 ebenfalls
dieser Abteilung angehörte. Aufgrund seines technisches
Verständnisses, sowie seiner guten Leistungen im Felde wurde Ruckelshausen bereits am
10.06.1915 zum Unteroffizier befördert. Auch das Eiserne Kreuz II.
Klasse ließ nicht lange auf sich warten. Im Oktober 1915 wurde dem
Unteroffizier Ruckelshausen der Orden für seine sehr guten
Leistungen verliehen.
Ende Oktober wird Uffz. Ruckelshausen mit einem Kameraden zur
Flieger-Ersatzabteilung 1 nach Berlin-Adlershof zur Weiterbildung
kommandiert. Hier durchläuft er mehrere Bildungsmassnahmen.
1916
Am 14.03.1916 wird an der Westfront die Artillerie - Flieger-
Abteilung 234 kurz AFA 234 aufgestellt. Uffz. Ruckelshausen wird zu
der neu gegründeten Einheit kommandiert.
Nach Beendigung weiterer Fortbildungsmaßnahmen wird Adolf Ruckelshausen im
August 1916 zum Vizefeldwebel und Werkmeister befördert.
Hier organisiert er als Werkmeister die Flugzeugwerkstatt sowie die
Führung der Monteure/Flugzeugwarte.
1917
Anfang des Kriegsjahres 1917 erhält Werkmeister Ruckelshausen die
hessische Tapferkeitsmedaille. Gleichzeitig erfolgt die die Versetzung zur Schutzstaffel 14.
Die Schutzstaffel 14 wurde am 01.01.1917 aus der Kampfstaffel 38
aufgestellt. Als Staffelführer wurde Oblt. Emil Ziegler gen Stege
ernannt. Auch hier organisiert Ruckelshausen die Reparatur und die
Wartung der Flugzeuge mit den ihm zugeteilten Männern. Im Juli 1917 finden wir Adolf Ruckelshausen im
Heimaturlaub. Bereits hier trifft er sich mit seiner späteren
Ehefrau Marie. Nach Rückkehr an die Front sehen wir
Ruckelshausen am 01.08.1917 bei einem Übungsfluge mit dem Flugzeug
Typ DFW C. V. Sichtlich begeistert von der Maschine und vom Flug
entstand dieses Foto. Hier bleibt anzumerken, dass die vorhandenen
Flugzeuge der Schutzstaffel 14 mit großen Buchstaben auf dem Rumpf
bemalt wurden.
1918
Am 10.04.1918 erkrankt
Adolf Ruckelshausen an starkem Rheumatismus. Trotz andauernder
Probleme gibt er sein Amt als aktiver Werkmeister der inzwischen
umbenannten Schlachtstaffel 14 nicht auf. Erst am 03.10.1918 wird er
zur Fliegerersatz-Abteilung 14 in Halle a. d. Saale versetzt um
kurze Zeit später stationär im Reserve Lazarett Altena-Lüdenscheid
behandelt zu werden. Hier erreicht ihm die Nachricht, dass der 1.
Weltkrieg beendet wurde. Am 03.12.1918 wird er aus der Behandlung
entlassen und kann nach Pfungstadt zurückkehren.
Nachkriegszeit
2. Weltkrieg
Im 2. Weltkrieg stellte Adolf Ruckelshausen wieder seine Dienste
der Luftwaffe zur Verfügung. 1939 wird er als Feldwebel reaktiviert
und macht sich auch hier aufgrund seines technischen Wissens bald
unabkömmlich. Im Sommer 1940 erfolgt die Beförderung zum
Fl.Hauptingenieur der Luftwaffe. Bereits Ende 1940 finden wir Adolf Ruckelshausen als technischen Inspektor
beim
Feldluftpark St. Cyr.
(Erklärung:
Ein Inspektor war ein Zivilist, der zum
Dienst in der Luftwaffe verpflichtet wurde. Er trug die Uniform der
Luftwaffe, jedoch mit anderen Kragenspiegel und Schulterklappen, um
sich so von diesen zu unterscheiden. Oft war dieses
"Arbeitsverhältnis" auf die Kriegsdauer beschränkt. Viele Zivilisten
in besonderen Funktionen, wie Meteorologen, Sonderberichter,
Mechaniker und Ingenieure wurden so in die Struktur der Luftwaffe
eingebunden. Dort ersetzten sie dann z. T. Soldaten, die somit für
andere Funktionen frei wurden. Zum Beispiel haben zivile Mechaniker
die Jüngeren ersetzt, die dann nach einer Kurzausbildung neben ihrer
Tätigkeit als Mechaniker mitgeflogen sind, als Bordschütze oder auch
als Bomberschütze. Es gibt auch Berichte in denen Inspektoren
Frontflüge mitgemacht haben. Folgende Inspekteure gab es:
Technische Inspektoren, Kriegsgerichtinspektoren, Bauinspektoren,
Verwaltungsinspektoren, Wetterdienstinspektoren,
Vermessungsinspektoren, Justizinspektoren, Waffenrevisor, und viele
andere. Ein Feldluftpark im 2. Weltkrieg machte das gleiche wie ein
Armeeflugpark im 1. Weltkrieg. Es handelt sich um eine frontnahe
Einrichtung, über die alle Flugzeuge liefen, die von den
Herstellerwerken an die Front kamen. Eine fliegende Einheit, die
Ersatz für ihre Verluste brauchte, orderte diese nicht beim
Hersteller direkt, sondern über einen Feldluftpark. Der Hersteller
lieferte dann an die jeweiligen Feldluftparks. Dazu gab es extra
Überführungsstaffeln bzw. Überführungsgeschwader.)
Führer des Feldluftparks St. Cyr war Oberst von Haine, der Inspektor
Adolf Ruckelshausen als Verwalter des Bezirks A 2 sehr schätzte. Wie
schon im 1. Wk sorgte sich Ruckelshausen sehr um seine Untergebenen.
Dies bestätigt auch die Aussage, die über ihn anlässlich der Weihnachtfeier
am 24.12.1941 vom hl. Nikolaus vorgetragen wurde:
"Es regnet einst bei der Parole,
und drang durch jede Stiefelsohle.
Der Spiess tat diesen Guss benützen.
Um nachzusehn die Fliegermützen.
Und pudelnass ward halt der Schopf,
auf jedem braven Landserkopf.
Doch den Inspektor Ruckelshausen,
ihn ärgerts, dass die Leute draussen,
vor Nässe triefend stille stehn,
und so in die Bezirke gehn.
Er protestierte zwar beim Spiess,
womit sich nichts mehr ändern ließ.
Drum bring ich ihm zur großen Freude,
den Regenschirm für seine Leute."
Im Jahr 1943 erfolgte die Versetzung zur Fliegerhorstkommandatur
nach Langendiebach. Mit Wirkung vom 01.08.1943 wurde Adolf
Ruckelshausen zum technischen Oberinspektor befördert. Diese
Position ist mit dem Rang eines Hauptmanns der Luftwaffe
gleichzusetzen.
Somit hat es Adolf Ruckelshausen in zwei Weltkriegen durch seine stets
tadellosen Leistungen, seiner motivierenden Führungskraft und seines
technischen Wissens geschafft,
sich vom einfachen Fliegerrang bis zum technischen Oberinspektor der
Luftwaffe hoch zu arbeiten.
Nach Beendigung des 2. Weltkrieges machte sich Adolf Ruckelshausen
in Pfungstadt selbständig. Sein erfolgreiches Unternehmen wurde nach
seinem Tod von seinem Sohn Ludwig fortgeführt.
Adolf Ruckelshausen stirbt am 27.08.1970 im Alter von 77 Jahren in
Pfungstadt.
Wir haben ihn nicht vergessen.
Der Verfasser
Vielen Dank an Herrn Walter Schuch für die tatkräftige
Unterstützung. Ohne ihn wäre dieses Online-Album zur Erinnerung an
Adolf Ruckelshausen nicht realisierbar gewesen.
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